Finchen findet eine Freundin

Als die kleine Schildkröte Finchen an diesem Morgen aufwachte, war sie schon sehr aufgeregt. Gestern Abend hatte Mama Schildkröte ihr erzählt, dass es noch viiel mehr Tiere auf der Welt gab als nur Papa Schildkröte, Mama Schildkröte und Finchen. Nun konnte sie es kaum erwarten, endlich einige davon kennen zu lernen.

Erst einmal musste Finchen frühstücken. Brav mümmelte sie ihre Salatblätter. Kleine Schildkröten fressen nämlich sehr gern Salat. Aber dann quengelte sie: "Mama, ich will die anderen Tiere treffen."

"Langsam, langsam, kleines Finchen", lachte die Schildkrötenmama. "Wir wissen doch gar nicht, ob Tiere in der Nähe sind."

"Bitte! Bitte!" jammerte Finchen.

"Na gut", sagte Mama. "Dann geh spielen und schau, ob du einem anderen Tier begegnest. Aber du weißt ja, nicht weiter als bis zum Grasrand!"

"Ja, Mama."

Finchen lief los.

Als sie unter den Blättern hervorkroch, unter denen sie immer schlief, sah sie die Sonne ganz weit weg oben am Himmel. Es war schön hier draußen, die Blätter waren noch nass und leuchteten, auf dem Grashalmen saßen noch viele kleine Wassertropfen. Neugierig lief Finchen zu einer großen Blume. Sie sah soo schön aus, und sie hatte große rote Blätter. Überall auf der Blume saßen viele kleine Wassertropfen.

"Hallo", sagte Finchen zu den Wassertropfen. "Seid ihr auch Tiere?"

Aber die Wassertropfen antworteten nicht. - Ihr wisst ja, dass Wassertropfen nicht sprechen können, oder? - Aber die kleine Schildkröte Finchen wusste es nicht. Sie war sehr enttäuscht, weil niemand da war und mit ihr sprechen wollte.

Gerade wollte sie wieder zurück nach Hause gehen, da hörte sie ein leises Rascheln. Vielleicht war das ein Tier?

Aufgeregt lief Finchen dorthin, wo sie das Rascheln gehört hatte. Sie bog um ein großes Blatt - und hätte sich vor Schreck beinahe auf den Po gesetzt, wenn Schildkröten so etwas könnten.

Direkt vor ihr stand etwas, dass sie noch nie gesehen hatte. Es war fast so groß wie Finchen, aber es sah gaanz anders aus: Es war lang und dünn, und es hatte überhaupt keine Füße. Und auf dem Rücken trug es ein rundes Ding ...

- Wisst ihr, was Finchen da gesehen hat? -

Eine Schnecke war es.

Und die Schnecke war ganz genau so erschrocken wie Finchen. Schnell versteckte sie sich in ihrem Schneckenhaus.

Erstaunt blieb Finchen stehen und wartete.

Schließlich schlich sie sich vorsichtig an das komische Ding heran und stubste es vorsichtig an.

"Hallo", sagte Finchen freundlich. "Bist du ein Tier?"

"Wirst du mich auch nicht fressen?" fragte es schüchtern aus dem runden Ding zurück.

"Fressen? Ich? Dich?" rief Finchen empört. "Ganz bestimmt will ich dich nicht fressen. Ich suche doch nur einen Freund."

Da tauchten zuerst zwei kleine Fühler aus dem Schneckenhaus auf, dann der Kopf der Schnecke. "Oh ja, einen Freund möchte ich wohl auch schon gern haben." sagte sie.

"Das ist schön." freute Finchen sich. "Bist du auch eine Schildkröte?"

Das fremde Tier steckte seinen kopf wieder ganz aus dem Haus heraus und schüttelte sich. "Was ist eine Schildkröte?" fragte es. "Ich bin eine Schnecke. Ich heiße Emilie."

"Und ich bin eine Schildkröte und heiße Finchen." antwortete Finchen. "Komm mit mir, ich zeige dir meine Mama, und wo ich wohne."

Gemeinsam zockelten sie los.

"Was ist eigentlich ein Freund?" fragte die kleine Schnecke unterwegs.

"Das weiß ich auch nicht so genau. Wir werden meine Mama fragen. Meine Mama weiß alles. Aber auf jeden Fall ist ein Freund etwas sehr schönes!" erklärte Finchen.

Ja, was ist ein Freund? Weißt Du das?

Ein Freund ist jemand, den man sehr gern hat. Mit dem man spielen kann. Auf den man sich freut. Der fröhlich ist, wenn du selbst fröhlich ist. Der auch traurig ist, wenn du traurig bist. Der dir hilft und der dich auch lieb hat.

Jesus möchte so ein Freund sein. Er ist dein großer Freund, der auf dich sehr lieb hat und auf dich aufpasst, und auf Mama und Papa und alle anderen, die du lieb hast.

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