Ein Geschenk für Petra

Martina Klusmeier

Ziemlich gelangweilt lief Petra neben ihren Großeltern her und versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen. Sie wusste ja, dass sie ihr eine Freude machen wollten.

Vor einem großen Spielzeuggeschäft bleiben sie stehen.
"Na, dann schau' dir mal in Ruhe die Schaufenster an", schlug Opa vor, "bestimmt findest du etwas Schönes. Oder wollen wir gleich hineingehen?"

Petra schüttelte den Kopf. Lieber wollte sie es noch ein wenig hinauszögern. Es war aber auch ärgerlich. Was hatte man denn von Weihnachten und allen den vielen Geschenken, wenn man sich gar nicht ordentlich darüber freuen konnte? Noch eine Puppe mehr, noch ein Spiel für den Gameboy - obwohl, das ging ja gar nicht, die hatte sie ja alle schon - ...

An einem Fenster weiter die Straße hinunter standen ein kleiner Junge und seine Mutter. Die sahen aus, als ob sie Bettler wären, fand Petra. Die Mutter war ziemlich arm angezogen, sie hatte keinen Mantel, nur ein dickes Tuch um die Schultern geschlungen. Und der Junge sah aus, als hätten seine Sachen ihm vor einigen Jahren auch schon gehört, jedenfalls waren sie alt und verwaschen und ein paar Nummern zu klein. Petra bekam fast selbst kalte Füße in ihren schicken neuen Stiefeln, als sie den Jungen in Sandalen da stehen sah.

Der Kleine drückte sich die Nase am Schaufenster platt und zeigt immer wieder auf irgendetwas, und genauso oft schüttelte die Mutter den Kopf. Dabei sah sie traurig aus, fand Petra - so, als ob sie lieber mit dem Kopf genickt hätte. Es war ein großer, kuscheliger Teddybär, den der kleine Junge so gern haben wollte. Immer wieder sah er ihn sehnsüchtig an und wollte sich gar nicht von dem Schaufenster trennen.

"Ich weiß jetzt, was ich mir wünsche!" sagte Petra plötzlich und zog Oma und Opa stürmisch in den Laden hinein.

*

"Einen Teddybären??" Oma wollte ihren Augen nicht trauen. "Aber Mädchen, dafür bist du doch eigentlich schon zu groß.""Bitte!" Petra nahm den Teddy ganz fest in den Arm. "Ach bitte, genau den möchte ich haben!"
Opa seufzte zwar auch ein bisschen, aber sie taten ihr den Gefallen.

"Sie brauchen ihn nicht einzupacken", erklärte Petra der Verkäuferin sehr bestimmt. Die wunderte sich ein bisschen, aber sie reichte ihr den Teddybären herunter.
Petra nahm ihn liebevoll in den Arm.

Vor der Tür schaute sie schnell die Straße hinunter. Der kleine Junge und seine Mutter waren nur ein paar Schritte weitergegangen, die Mutter hatte ihn an der Hand, und er drehte sich immer wieder zu dem Fenster um.

"Da", sagte Petra, als sie Mutter und Kind eingeholt hatte, "nimm ihn. Der ist für dich!"

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