Jesus kommt zu Großmutter Anna

Erzählpantomime in neun kurzen Szenen

Material:                 Requisiten:
Bett, Tisch und Stuhl, Sessel
Bibel, Häkeldeckchen, Holzkreuz
Telefon, Glocken für Telefon- und Türklingel
Verkleidung:
Großmutter Anna:          Rock, Umhängetuch, Kopftuch
Nachbarin:                     ähnlich
Fremde junge Frau:        normal, dünne Sachen
Bahnhofs-Emil:               Lumpen
Junge Frau mit Kindern:  evtl. ärmlich, normal

Raumgestaltung: Bühne:
Bett im Hintergrund
Tisch mit Stuhl im Vordergrund rechts
Sessel mit Beistelltischchen, Bibel und Kreuz links im
Vordergrund;

Spieler:
die Spieler warten links von der Bühne;

Spielszenen

Szene 1:
Großmutter Anna läuft mit gefalteten Händen      auf und ab, stopft Kleider in einen Sack und schnippt mit den Fingern das Geld.

                                                                                     

Großmutter Anna war eine fromme Frau. Sie ging jeden Sonntag zur
Kirche. Sie gab regelmäßig alte Kleider für die Sammlungen. Zwei Mal im Jahr
gab sie auch einen 10,- DM Schein für die Diakoniesammlung.
Darüber dachte sie nicht weiter nach. So war es schon recht, alle anderen machten
es ebenso.
Großmutter Anna legt sich ins Bett, zieht sich die Decke über die Ohren ... Eines Nachts im Dezember hatte Großmutter Anna einen Traum. Es war ein merkwürdiger
Traum, anders als alle, die man sonst nachts so träumt. Eine Stimme hörte GroßmutterAnna,und diese Stimme sagte zu ihr: "Großmutter Anna, mache Dich bereit. An Weihnachten will Jesus selbst bei dir zu Besuch sein."
Großmutter Anna wacht auf, reckt und streckt sich gründlich,steht dann auf, wäscht sich,kocht Kaffee, setzt sich an den Frühstückstisch.stützt nachdenklich den Kopf in die Hände. Als sie erwachte, waren diese Worte noch deutlich in ihrem Kopf. Und sie vergaß sie auch nicht, nachdem sie aufgestanden war, ihren Kaffee gekocht hatte, und schließlich am Frühstückstisch saß. - Sonst vergaß sie ihre Träume immer sehr schnell."Das war sicher kein gewöhnlicher Traum", dachte Großmutter Anna. "Vielleicht war es Gottes Stimme, die ich gehört habe. Nein, ganz sicher war es die Stimme Gottes."
Großmutter Anna läuft auf und ab, wiegt den Kopf in den Händen,schüttelt den Kopf ... Den ganzen Tag grübelte sie, was die Worte zu bedeuten hatten. Jesus selbst wolle zu ihr kommen; und vorbereiten solle sie sich. Wie bereitete man sich auf den Besuch von Jesus vor? Und wieso wollte Jesus gerade sie besuchen?
Großmutter Anna geht ein Licht auf - Daumen hochhalten.auf die Bibel zeigenüber den Tisch wischen, Nase rümpfen Am Abend hatte sie ihren Entschluss gefasst: Jesus wollte sie besuchen, weil sie ein wirklich frommer Mensch war. Nun, und vorbereiten sollte sie sich sicherlich, indem sie endlich mal wieder in der Bibel las. Ja, und schön machen wollte sie es dem Herrn Jesus.

Großmutter Anna rennt aufgeregt hin und her,putzt hier und da,legt das Deckchen auf den Tisch,fasst sich erschrocken an den Kopf und zuckt dann die Schultern, zeigt auf das Bild vom Kreuz Großmutter Anna meinte es wirklich gut: Sie putzte die Wohnung, räumte wieder einmal gründlich auf, suchte die hübschesten Häkeldeckchen heraus und machte alles fein gemütlich. Sie hatte viel Zeit zu tun damit. Dabei vergaß sie dann auch die jährliche Kleider-Sammelaktion zu Weihnachten, aber das war nicht schlimm. Im Sommer war wieder eine Sammlung, da konnte sie immer noch ihre alten Sachen abgeben. Erst mal jetzt der Besuch des Gottessohnes.
Großmutter Anna wischt sich ermattet über die Stirn,holt die Bibel aus der Ecke,setzt sich und liest darin,kuschelt sich dabei gemütlich ein,hebt den Daumen; Abends, wenn sie ziemlich erschöpft war von der ganzen Herumräumerei, holte sie ihre Bibel aus der Ecke. Ein bisschen verstaubt war sie gewesen, ihre schöne alte Bibel, und Großmutter Anna hatte ein klein wenig ein schlechtes Gewissen gehabt. Aber nun war es ja wieder in Ordnung. Sie würde sich gut vorbereiten auf Jesu' Besuch. Jeden Abend lassie ein, zwei Kapitel, und sie staunte, was sie alles vergessen hatte von den schönen Jesusgeschichten ihrer Jugend. Aber nun las sie sie ja alle wieder.

Szene 2:

Großmutter Anna läuft noch einmal schnell hin und her,
sieht sich alles an,
knibbelt nervös mit den Fingern am Kinn,
putzt noch mal das Kreuz ,                                   
Der Heiligabend nahte, und alles war vorbereitet.                                                                            
GroßmutterAnna hatte ziemlich weiche Knie, wenn sie an das bevorstehende
Ereignis dachte. Je weiter der Vormittag fortschritt, je nervöser wurde sie. Hatte sie
wirklich an alles gedacht? - Vorsichtshalber putzte
sie noch einmal das Holzkreuz über der Wohnzimmertür. Würde sie antworten
können, wenn Jesus sie nach Stellen in der Bibel fragte? Großmutter Anna war
nervös wie ein junges Mädchen vor der letzten Schulprüfung.
setzt sich an den Kamin,die Bibel auf den Knieen;.

Schließlich war es Abend, und erwartungsvoll setzte sie sich an den warmen
Kamin, ihre mittlerweile wieder liebgewonnene Bibel neben sich.
Szene 3:
KLINGEL !!
Großmutter Anna
springt auf,läuft zur  Haustür,sackt enttäuscht ein wenig zusammen;
Nachbarin lädt mit überschwänglichen Gesten zu einer Tasse Tee ein
Großmutter Anna weist sie energisch ab (Hände vor dem Gesicht schütteln)
Nachbarin geht mit eingezogenen Schultern wieder weg;
Großmutter Anna setzt sich wieder in den Sessel                                                    

Da - die Haustürklingel! Großmutter Anna sprang auf und lief, um zu öffnen.
Aber wie groß war ihre Enttäuschung, als es nur die Nachbarin war."
Guten Abend, Großmutter Anna. Ich dachte nur, ich frage, ob sie vielleicht ein wenig den heiligen Abend mit einer Tasse Tee mit mir verbringen möchten. Wir wären beide nicht so allein." sagte sie.
Großmutter Anna zögerte nur kurz: allein war sie sowieso nicht, ihre Kinder und Enkel würden am 1. Weihnachtstag kommen, und außerdem ...
"Es tut mir leid, Lina. Ich erwarte wichtigen Besuch. Ich habe heute wirklich überhaupt keine Zeit."                                           
                             
Szene 4:
KLINGEL !!!
Großmutter Anna
läuft zur Haustür, sackt enttäuscht s.o.

Junge Frau
zittert, aufgeregt

Großmutter Anna
Hände in die Hüften,
ärgerlich
Kurze Zeit später klingelte es wieder.
Diesmal war es eine fremde junge Frau. Sie sah ziemlich
verfroren aus.
"Entschuldigen Sie vielmals. Mein Auto ist auf der Straße liegengeblieben. Darf ich bitte von Ihnen aus t
elefonieren?"
Großmutter Anna verdrehte kurz die Augen, aber sie
konnte ja wohl schlecht "nein" sagen.
"Beeilen Sie sich aber bitte!" sagte sie deshalb nur. "Ich
erwarte jeden Augenblick wichtigen Besuch!"
Junge Frau
läuft schnell zum Telefon,
rennt schnell wieder weg;
Großmutter Anna
überlegt einen Moment, schüttelt dann
energisch den Kopf;setzt sich wieder in den Sessel
Die junge Frau nickte schüchtern. Schnell rief sie in der
Werkstatt an, und nocht schneller war sie wieder gegangen. Großmutter Anna hatte einen Moment lang ein schlechtes Gewissen: es war so kalt draußen, hoffentlich fror die junge
Frau nicht. - Aber sie konnte sich nicht darum kümmern! Hinterher kam Jesus, während sie mit einer fremden Frau herumstand, die sie überhaupt nichts anging! Nein, das ging nicht.

Szene 5:
Großmutter Anna läuft zur Tür;
schlägt empört die Hände vor den Mund,
jagt den Bahnhofs-Emil wortlosdavon;

setzt sich wieder in den Sessel;

Noch einmal die Türklingel. Nun aber ...Du liebes Lottchen! Das war doch der Bahnhofs-Emil. Natürlich, an den Feiertagen strich der immer um die Häuser und bettelte. Weil die Leute da freigiebiger waren. Der fehlte ihr gerade noch. Großmutter Anna war langsam ärgerlich: "Mach, dass du weiterkommst!" fauchte sie den Landstreicher an.
Szene 6:
TELEFON KLINGELT
Großmutter Anna läuft zum Telefon;
wiegt ärgerlich den Kopf,
tritt von einem Fuß auf den anderen,
abwehrende Handbewegungen,
wirft wütend den Hörer auf die Gabel;

Nun konnte er aber langsam kommen, der Herr Jesus. Statt dessen klingelte das Telefon. Die junge Frau war dran. Manchmal, wenn sie viel Zeit hatte und ihre eigenen Enkel, die weit entfernt wohnten, ihr so fehlten, dann kümmerte Großmutter Anna sich ein wenig um die vielen Kinder, die die junge Frau alleine durchbringen musste. Sie fand auch gar nichts dabei. Aber heute, am Heiligabend, anzurufen! "Einen schönen Heiligabend wünsche ich euch, Großmutter Anna. Die Kinder würden euch gern ein kleines Geschenk vorbeibringen. Darf ich sie euch schicken?""Also, um ehrlich zu sein ... es passt mir jetzt gar nicht gut ... die Kinderchen verstehen sicher ... morgen Vormittag vielleicht?"

Szene 7:
Großmutter Annasitzt im Sessel, trommelt mit den Fingern auf der Tischplatte,nach einer Weile wischt sie sich die Tränen aus den Augen; Dann saß sie wieder in ihrem Sessel und wartete. Wartete auf den Herrn Jesus. Der frühe Abend verstrich und es wurde später. Noch immer wartete Großmutter Anna. Die Enttäuschung machte sich in ihr breit wie ein dichtes dunkles Tuch.

rutscht ganz tief in den Sessel, schläft,rutscht im Schlaf unruhig hin und her, Irgendwann musste sie eingeschlafen sein. Und dann kam wieder der Traum. Ein merkwürdiger Traum, anders als alle, die man sonst nachts so träumt. Und wieder hörte sie eine Stimme. Ein wenig traurig klang die Stimme: "Großmutter Anna. was hast du denn nur gemacht? Ich wollte dich so gern besuchen kommen. Aber doch nicht, weil du die Wohnung aufgeräumt hast. Und auch nicht, weil du die Geschichten der Bibel jetzt wieder kennst und mir sagen kannst, wo sie stehen. Großmutter Anna: es reicht nicht, die Bibel nur zu kennen. Für dein eigenes Leben sind sie wichtig, die Geschichten in der Bibel. Warum merkst du denn nicht, was die Geschichten dir erzählen wollen? - Mehrmals heute habe ich versucht, zu dir zu kommen, aber du hast mich nicht eingelassen."
setzt sich abrupt auf, Hand vor den Mund; So sagte die Stimme, und senkrecht saß die Großmutter Anna in ihrem Stuhl. Hellwach war sie jetzt. Und dann verstand sie plötzlich!

Szene 8:
springt auf, rennt zum Telefon,spricht aufgeregt hinein; Die Großmutter Anna griff zum Telefon.

Die junge Frau mit den Kindern
die Nachbarin
Kinder holen den Bahnhofs-Emil und die Frau
Alle gemeinsam feiern, reden durcheinander, freuen sich, lachen
und tanzen;
Die junge Frau mit den Kindern lud sie ein -"ja, jetzt sofort" - die Nachbarin, die so allein war wie sie und ihre Einsamkeit hatte teilen wollen; die älteren Kinder sammelten den Bahnhofs-Emil auf der Straße ein und brachten gleich noch die durchgefrorene junge Frau mit, die allein als einziger Gast im Wirtshaus gegenüber gesessen hatte.So eng war es noch nie bei Großmutter Anna gewesen, so viele Menschen auf einmal, und mittendrin der Bahnhofs-Emil, der nicht besonders gut roch, aber überglücklich war und ein um das andere Mal sagte: "Nein, wie schön. Wie schön."

Szene 9:
Die Gäste verabschieden sich und gehen,Großmutter Anna geht ins Bette, kuschelt sich gemütlich ein; Und dasselbe flüstere auch die Großmutter Anna abends im Halbschlaf, in ihrem Bett.

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